Samstag, 22. Februar 2014

Marokkoreise 2014 Teil 9 Tafraoute über Taroudant nach Ouarzazate

Am 16.02.2014 verlassen wir unsere idyllische Oase in Tarfaoute.
Fast waren wir schon heimisch in diesem Ort.

Die Straße R106 ist schon nach wenigen Kilometern in einem miserablen Zustand.
Teilweise fahren wir mit Schrittgeschwindigkeit von Loch zu Loch.
Die wunderschöne Bergwelt kann ich kaum wahrnehmen, da das Fahren recht viel Konzentration erfordert.








In Igherm biegen wir auf die R109. Die Straße wird besser, dafür noch kurviger.
Wir fahren bergauf, fahren bergab. Wie die Landschaft es vorgibt.
Brücken oder Tunnel - um die Berge zu kaschieren - kennt man hier nicht.




Überall auf unserem Weg sehen wir Safranalmen.
Die Häuser der kleinen Orte die wir durchfahren zeugen vom "Reichtum" der Gegend.
Alle Häuser erscheinen groß, gepflegt und mit schönen Gärten.




Wunderschöne Landschaften auf rd. 1.500 Meter über N.N.








...und wieder über einen Pass...












...wie mit edlem Leder überzogen, so schimmern die bizarren Felsen im Sonnenlicht.






Teilweise erscheint die Landschaft wie ein übergroßes Gemälde.










Nach etwa 140 Kilometern Serpentinen erreichen wir die Ebene vor Taroudant.
Eine schnurgerade Straße von ca. 20 Kilometer Länge lässt die anstrengende Berg- und Talfahrt vergessen.






Taroudant




Hinter der ordentlich sanierten Mauer verbirgt sich die Medina von Taroudant.



Wir parken an der Stadtmauer.
Ein gewaltiger Sandsturm zieht in Minuten auf.
Der Himmel geht sekundenschnell vom tiefen Blau in ein gelbes Gold über, um sich Minuten danach fast völlig zu verdunkeln.
Alle Luken dicht.
Es zischt und pfeift draußen. Plastiktüten vollführen waghalsige Tänze vom Wind getrieben.
Wir beschließen die Medina zu besuchen. Sicherlich sind wir hinter den Mauern derselben geschützt.
Wir bahnen uns den Weg durch den umherfliegenden feinen Sand, durch ein großes Tor erreichen wir die Medina.
Der Wind kann hier im Innern der Mauern nicht so wüten, aber zu dem Gemisch aus Sand und Staub in der warmen, geschwollenen Luft gesellt sich nun noch der Geruch der Medina und die Abgase der Fahrzeuge.
Die Medina gleicht einem Moloch.
Schäbige Hausfassaden, schmutzige, unbefestigte Straßen in denen sich undefinierbare Rinnsale ihren Weg bahnen, um dann nach wenigen Metern, teilweise nur wenigen Zentimetern im leidgetränkten Lehm der Gassen zu versiegen.  , Lärm, Müll, Dreck...
Dazu noch der Sandsturm...das diffuse, hochträchtige Sonnenlicht...
Aber alles ist in einer gewissen Harmonie zueinander, in einer gewissen Balance zueinander.
Es gibt nichts Sauberes, nicht Ordentliches in diesen Gassen, welches den Schmutz hervorheben könnte.
In einer Harmonie und Balance, wie ich es mir in Gedanken schon immer von einer solchen Medina vorgestellt habe.
Alles Ton in Ton, Dreck in Dreck.
Irgendwie finden wir Gefallen an diesem Moloch.
Ohne dass uns irgendein Mensch irgendetwas verkaufen will, ohne dass uns irgendjemand seine Dienstleistung anbietet, gehen wir unbehelligt durch die Gassen, vermischen uns mit Allem um uns herum.
Hier und da kaufen wir Obst und Gemüse. An den Preisen erkennen wir, dass sich hier kein Tourist her verirrt.
Ahhh, ein Grill. 
Umringt von Marokkanern. 
Scheint wohl zu schmecken.
Wir stellen uns an. 
Der Verkäufer spricht kein Französisch. Kein Problem. Wir bestellen Zwei!
Baguette, halb aufgeschnitten. Aus einen verklebten Topf, welcher über einem Holzfeuer seinen Inhalt zu kochen bringt. träufelt der Verkäufer geschickt mit seiner ebenso verklebten, alten Suppenkelle eine rötlich-braune, dem Licht des Himmels angepasste, Soße über das Baguette.
Reste tropfen aus der schmierigen Schöpfkelle auf die glühende Kohle. Der beissende Dampf hüllt uns ein. Aus einem weiteren großen, schwarz verkohlten Topf legt er ein paar gegrillte Stücke - die wir zunächst nicht definieren können - in das aufgeschnittene Baguette, drückt mit seinen Händen ein wenig Gemüse und Pommes dazwischen, umhüllt mit flinker Hand alles mit einem Papier und reicht es uns.
2 Dirham, € 1,80!
Wir kosten, ahhh Fischfrikadellenbrötchen.
Wir verspeisen, während wir die Gesichter und Gerüche des Molochs mit unseren Sinnen in uns aufnehmen, unseren riesigen Fischburger.
Lecker, lecker, ich will noch mehr, aber wir sind schon so weit gelaufen, dass wir im wirren durcheinander der schäbigen Gassen den Stand des Straßenverkäufers wohl nicht wieder finden würden.
Es wird dunkel.
Wir verlassen durch ein in die Stadtmauer eingelassenes Tor die Medina.
Upps, wo sind wir???
Wir laufen nach rechts, wohl falsch, wir laufen nach links...kenn ich auch nicht...
Wir beschließen zurück in die Medina zu gehen und dort ein "Petit Taxi" zu nehmen.
Zunächst ohne Erfolg, wir sind irgendwie noch zu weit weg von den Hauptverkehrswegen der Medina.
Dann, im Dunst des Molochs, ein Taxi.
Ich winke. Er hält an. Wir steigen ein.
"Salam, Palais Salam" s.v.p."
"Le Prix?"
"10 Dirham, le Prix maroccain" antwortet er.
Es wird eine aufregende und unvergessliche Fahrt durch die mittlerweile noch mehr brodelnde Medina.
Ich fühle mich wie in einem James Bond Film, aber wen verfolgen wir? Rasant, anscheinend rücksichtslos bahnt sich unser Fahrer mit seinem klappernden Peugeot den Weg. Menschen treten  schnell in Hausnischen zurück, Fahrradfahrer steigen vorsichtshalber vom ihrem Fahrrad und ziehen es in letzter Sekunde zur Seite um unserem Helden der Medinagassen Platz zu machen.
Er fährt rechts, links, weicht aus, beschleunigt, bremst scharf ab, in einer engen Kurve driftet der rostige Wagen leicht.
Im Rückspiegel sehe ich nur aufgewirbelten Staub unseres Fahrzeugs im diffusen Licht der kleinen, schmutzigen Welt hinter den hohen Mauern.
Wir erreichen unser Ziel, ich zahle...diese Stadt hat mich in ihren Bann gezogen...es war wie ein Film, ein Traum...

Wir verlassen am nächsten Morgen den Moloch, dessen Umfriedungsmauern im Sonnenlicht gülden glänzen. Ruhe und Ordnung erscheint dem fremden Betrachter hinter den Mauern zu herrschen...






Gemälde nach Gemälde








Wir machen eine kleine Rast. Es hupt.
Ingrid und Ernst aus Österreich fahren an uns vorbei.
Mit ihrem Mercedes Sprinter haben Sie schon fast die halbe Welt bereist.
Beneidenswert.
Euch lieben Beiden weiterhin eine gute Reise!!!














Wir machen eine Rast.














Das Restaurant...




...oder war es doch ein Getränkeladen?





Wir fahren weiterhin durch weite Ebenen auf rd. 1.500 Metern Höhe über N.N.


Wieder reihen sich Gemälde an Gemälde.
Die Sinne werden müde von den wunderbaren Eindrücken.
















Die Farben der Landschaften wechseln ständig.
Überwältigend.



























Wir verlassen die neu gebaute N10 und fahren auf der alten, teilweise noch vorhandenen N10 weiter...














Hier ein kleiner Kurztrip in die USA...










Viele Filme wurden hier in der Ecke gedreht. Ouarzazate ist die marokkanische Filmmetropole.
Zur Zeit dreht gerade Nicole Kidman am Erd Chebbi.




















Wie eine Landschaft auf einem anderen Stern.
Alles scheint grünlich-silbrig...










Rechts am Bildrand ein Filmmuseum




Ouarzazate
ca. 1.100 Meter über N.N.




Wie schon geschrieben:
Filmmetropole Marokkos.










































Die Silhouette der alten Kasbah von Ouarzazate






































Friedrich Krupp AG






Schools-out




Moderne Polstergarnituren...




Es hat lange gedauert, bis ich meiner Frau klar machen konnte, dass in Marokko die Frauen die Einkaufstüten tragen...




Es war auch nur von kurzer Dauer




Es dämmert, als wir nach dem Einkauf und Tee trinken zurück zum zentralen Campingplatz in Ouarzazate zurückkehren.
Müde vom Laufen.
Müde von den vielen Eindrücken